Nach über vierzig Jahren hat es den deutschen Rocker noch einmal gepackt. Mit lauter Nostalgie im Gepäck reist er zur Aufnahme seines neuen Albums in die USA, wo er gemeinsam mit dem Musikproduzenten Larry Campbell in den Dreamland-Studios in Woodstock, aufnimmt. Neues Album ist dabei relativ, denn es handelt sich um eine Neuauflage seines Erfolgs von 1978, Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz, das sich über eine Millionen Mal verkaufte. Das neue Das Pfefferminz-Experiment von 2019 ist auf eine Akustik-Version reduziert, mit der Westernhagen seinen alten Klassiker noch einmal aufarbeiten wollte. Die Themen, die noch immer aktuell sind, hat er wie bei Jonny W. mit einem Arrangement für eine Lap-Steel-Gitarre aufgehübscht oder in Zieh dir bloß die Schuhe aus à la Reinhard Mey versüßlicht.
Dass auch Westernhagen zu den Künstlern zählt, die nicht auf den Mund gefallen sind, hat sich auch bei dieser Neuauflage nicht geändert. Es stellt sich dabei die Frage, ob das heute überhaupt noch geht und man das alles noch als politisch korrekt durchgehen lassen kann, wenn er wie beim Titelsong von “Neger” spricht - oder sind wir alle vor lauter Political Correctness bloß zu empfindlich geworden? Mit dieser neuen, schlichteren Instrumentierung knallen einem die Worte nämlich noch härter ins Gesicht, da jegliches, was die Musik in der Vorgängerversion umspielt und ironisch hat erscheinen lassen, hier einfach wegfällt (Dicke). Unumstritten bleibt allerdings das Talent des deutschen Musikers, einen alten Blues aufzufrischen und dabei - auch vierzig Jahre später - noch mit derselben Energie abzurocken. © Sandra Dubroca