San Francisco, 1978. Der unruhige Jello Biafra liest Zeitung und stolpert über die Anzeige des Gitarristen East Bay Ray. Später, Ende der 1980er-Jahre kommen noch der Bassist Klaus Flouride und D.H. Peligro hinzu. Nachdem er bei den Gemeindewahlen in San Francisco im Jahre 1979 einen vierten Platz erreicht hatte, setzt Biafra mit seiner Clique die kalifornischen Szene mit Fresh Fruit For Rotting Vegetables in hellste Aufregung, einem Pamphlet mit einer Kombination aus Punk, Rockabilly und Surf, das ein Jahr später bei ihrem Label Alternative Tentacles erscheint. Klassiker gehören dazu: California Über Alles und Holiday in Cambodia. Die Dead Kennedys sind Vorläufer des militanten Hardcore und auf radikale Art politisch aktiv, also das genaue Gegenteil der aus der Mode kommenden Hippies mit ihren Utopien. Darauf folgen zuerst Plastic Surgery Disasters (1982) und dann Frankenchrist (1985), und das Poster Penis Landscape, ein skandalöses Werk von H.-R. Giger, bringt sie vor Gericht und leitet das Aus der Gruppe ein. Sie haben gerade noch Zeit, Bedtime For Democracy einzuspielen. Interne Querelen und Streit über Tantiemen setzen ihnen arg zu. Zwanzig Jahre später machen die Dead Kennedys wieder weiter, ohne den weiterhin militanten Biafra, ohne sein Label und ohne wirklichen Erfolg; dafür haben sie sich inzwischen mit den Melvins befreundet. Auf East Bay Rays Betreiben hin enthält DK40 drei Live-Mitschnitte: Paradiso Club (in Amsterdam), Alabama Halle (1982 in München) und The Farm (1985 in San Francisco). Der Gitarrist gesteht, dass er mehr als dreißig Aufnahmen benötigte, um wieder auf die Quintessenz der Dead Kennedys zu stoßen. Es handelt sich um unveröffentlichte Aufzeichnungen, die vor allem Biafras rabiate Kampfeslust erahnen lassen, die vierzig Jahre später in einem ganz anderen Amerika einen recht seltsamen Nachhall auslöst. © Charlotte Saintoin/Qobuz