Dieses dreizehnte Greatest Hits-Album oder Best of-Album könnte sich mit dem stolzen Titel Chicago XXXVII oder XXXVIII schmücken, aber seit Now, der letzten Studioproduktion im Jahre 2014, hat sogar die Gruppe mit dem Zählen aufgehört. Eine Kompilation, in der gewisse Klassiker wie 26 or 6 to 4 oder Make Me Smile und der Auszug aus der Konzeptsuite Ballet for a Girl in Buchannon, Colour My World, fehlen, wird vor allem die nach wie vor zahlreichen Fans überraschen, die mehr oder weniger über die lange Karriere dieser Gruppe Bescheid wissen, die nie zu sagen brauchte, woher sie kam, als sie die Bühne betrat. Diese Platte ist eigentlich die Aufzeichnung des zweiten Teils von Chicago II - Live on Soundstage, als der Sänger und Bassist Jeff Coffey noch zur Gruppe zählte und dabei dieselbe wichtige Rolle spielte, die seinerzeit der allzu aufdringliche Peter Cetera innegehabt hatte. Seitdem wurde er von Neil Donell beim Gesang (und an der Gitarre) und von Brett Simons am Bass ersetzt. In den unumgänglichen If You Leave Me Now, Hard to Say I'm Sorry / Get Away oder Feelin' Stronger Every Day tut er noch Wunder, aber es besteht kein Zweifel, dass drei von den Gründungsmitgliedern die Band mit eiserner Hand lenken: Robert Lamm (Keyboards, Gesang), Lee Loughnane (Trompete) und James Pankow (Posaune). In der ersten Zeit versuchten die drei Musiker vor allem, dem dahingeschiedenen Gitarristen Terry Kath und mit einem Großteil ihrer eigenen Kompositionen in erster Linie sich selbst die Ehre zu erweisen, wobei Lamm sich mit fünf Stücken den Löwenanteil sicherte. Etwas frustriert ist man nur am Ende, wenn die ersten Riffs des Got to Get You Into My Life der Beatles erklingen, ohne dass es dann eine Fortsetzung gibt, wogegen das ausgezeichnete Live in 75 – Chicago XXXIV, das 2011 in die Plattenläden gekommen war, das genaue Gegenteil davon war. © Jean-Pierre Sabouret/Qobuz