"So I’m a complicated motherfucker. You knew that." Angesichts dieser Textzeile des Songs Night Sweats des Albums Guesswork kann man Lloyd Cole nicht vorwerfen, sich nicht klar genug auszudrücken. Auch wenn der Brite vielleicht "kompliziert" ist, ist er vor allem unergründlich. Und der Jahrgang 2019 mit seinen elektronischen Aromen wird die Fans von den ersten Klängen an verwirren... In den 35 Jahren seiner Karriere hat Lloyd Cole 14 Alben veröffentlicht, drei davon mit den Commotions (Rattlesnakes im Jahr 1984, Easy Pieces 1985 und Mainstream 1987), neun als Solokünstler (Lloyd Cole im Jahr 1990, Don’t Get Weird On Me Babe 1991, Bad Vibes 1993, Love Story 1995, Plastic Wood 2001, Music In A Foreign Language 2003, Anti Depressant 2006, Broken Record 2010 und Standards 2013), eines mit den Negatives (The Negatives im Jahr 2000) und eines mit Hans Joachim Roedelius (Selected Studies Vol. 1 im Jahr 2013). Im Verlauf der Jahre haben das makellose Songschreiben und das Pop-Know-How (à la The Byrds) in Kombination mit der warmen Stimme unerschütterliche Spuren hinterlassen. Guesswork wurde hauptsächlich in Coles Studio in Massachusetts aufgenommen und in Zusammenarbeit mit drei ehemaligen Kollegen, dem Gitarristen Neil Clark, dem Schlagzeuger Fred Maher und dem Keyboarder Blair Cowan, konzipiert. Und trotz der Originalität der analogen synthetischen Texturen der 80er Jahre (der Geist von Kraftwerk schwebt über einigen Produktionen), erkennen wir Coles unveränderliches Talent für die Melodie wieder, das wie immer ins Schwarze trifft.© Max Dembo/Qobuz