Geballte Ladung, das ist wohl die Bilanz, die man aus dem zweiten Album des schweizer Musikers ziehen kann. Der Liedermacher mit den gewitzten Parolen schien seit der Veröffentlichung seines Debütalbums Sei ein Faber im Wind (ein ausgezeichnetes Qobuzissime-Album) in einer Art Sinnkrise zu stecken. Er zieht uns zu Beginn seines neuen Werks mit einer Streicher-Ouvertüre in eine düstere Atmosphäre, gefolgt von dunklen Selbstzweifeln nahe eines Suizids (Highlight), die er mit einer Stimmlage à la Nick Cave heraufbeschwört: “Ich hab mehr Highlight im Gesicht als im Leben… Ich frag mich was hab ich euch getan, ich Hure, wollte euch doch nur gefallen… Ich hab die Nase voll von dem Scheiß…”
Wir können nicht leugnen, dass Faber Unrecht hat, auf das Düstere des Lebens aufmerksam zu machen. Mit seiner bereits veröffentlichten Single Das Boot ist voll stieß er gewaltig auf Kritik. Aber so ist das eben, wenn ein Musiker etwas Ernsthaftes zu sagen hat und dabei Musik zum Einsatz kommt, die seine Message gebührend unterstützt. Den Sound, den wir schon im ersten Album so zu schätzen wussten, finden wir mit Rhythmen in Ihr habt meinen Segen etwas aufgepuscht und mit einer Bläsertruppe aufgehübscht, wieder. Doch die große Kritik, die er in Das Leben ist nur eine Zahl an der Konsumgesellschaft übt, verpackt er in einen Mainstream-Popsong (natürlich mit der nötigen Portion Faber) um sein ganzes Konzept perfekt vorzutragen. Klänge des Reggae und Ska lässt er hingegen in Top erklingen und macht einen auf coolen Macker - auch wieder nur ein Wink mit dem Zaunpfahl, versteht sich. Eines hat dieses Album mit seinem Vorgänger gemeinsam. Es wühlt innerlich auf und regt zum Nachdenken an, wobei ein perfekt arrangierter Sound im Vordergrund steht.
Durch das gesamte Album hinweg fängt man sich als Hörer eine Ohrfeige ein, wenn er uns unseren übermäßigen Konsum vor Augen führt, unsere Unkollegialität, unsere Oberflächlichkeit, unsere Unentschlossenheit… “Das Leben ist ne Stage… alle backen Cupcakes…”. Es klingt wie ein Hilfeschrei einer jungen Generation. Also bitte, hinhören!! Aber bitte nicht vergessen: I fucking love my life! © Sandra Dubroca