"Who else is going to love someone like you that's marked for death? / Who else is going to be with you when you breathe your last? / Who else is going to take my place and hold and keep you safe? / Who else is going to stay?" Emma Ruth Rundles zweites Album steht für einiges, aber sicher nicht für lebensbejahenden Sonnenschein-Pop. Abschied, Trauer, Selbstzerstörung und purer Herbst tragen den Longplayer der Singer/Songwriterin. "Marked For Death" malt die Wörter "Verlust" und "Depression" in den unterschiedlichsten Grautönen an die Wand.
Nach ihrem Solodebüt "Some Heavy Ocean" und der "Electric Guitar One"-EP fokussiert sie hier all ihr Talent. Die umtriebige Rundle, die sonst zu den Bands Red Sparows, Marriages und Nocturnes gehört, definiert sich hier als Solo-Künstlerin. Dies gelingt ihr mit einem solchen Nachdruck, dass ihre anderen Bands von nun an in ihrem Schatten stehen.
In sanfter Düsternis umgarnen sich verletzliche Passagen und dunkle, hypnotische Gitarrenausbrüche. Streicher ranken sich wie wilder Wein und Efeu an den aufgetürmten Klangwänden empor. Inmitten dieses Umfelds findet Emma Ruth Rundle zu ihrer eigenen, in Leid getauchten Stimme. So verletzlich, angezählt und persönlich klang sie noch nie.
Vertrauensvoll legt sich ihre verschrundete Seele in die Hände ihrer Zuhörer, konfrontiert diese schonungslos mit ihrem Kummer. "I am worthless in your arms", jault und klagt sie in "Protection", bis ihre schmerzverzerrte Gitarre den Track flutet.
"Hand Of God" verzichtet auf das allgegenwärtig Spiel zwischen Ruhe und Verzerrung, zieht mit einem schummrigen Folk-Anteil jedoch nur noch mehr in den Bann. Doch die grollende Gitarre bleibt eines der Hauptmerkmale auf "Marked For Death" und kehrt in "So, Come" zurück. "All these things come down / I wish they would not", wiederholt Rundle wie ein Mantra und lässt die eindringliche Melodie so nachhaltig ankern.
Wie der Opener "Marked For Death" rückt das finale "Real Big Sky" den Tod wieder in den Mittelpunkt und schließt so den Kreis. Für ihren berührendsten Moment braucht Emma Ruth Rundle nur ihre Stimme und eine verratzt auf Akkorden schreddernde Gitarre. Wie eine Antwort auf den Verlust im Titelstück, singt sie voller Trauer und Todeshoffnung von einem erhofften Wiedersehen: "I don't want to be awake when it takes me / … / I can't wait to see you smile on the other side."
© Laut