Bei Part of the Light (2018) hatte sich Ray LaMontagne mit seiner Mischung aus leidenschaftlichem Folk (à la Nick Drake), Südstaaten-Soul, abgespecktem Blues und Classic Rock zurückgemeldet. Der psychedelische Nachklang aus alten Pink Floyd-Platten, der kurz auf Ouroboros (2016) auftauchte, war damals nur mehr eine Erinnerung in weiter Ferne. Mit Monovision geht der amerikanische Songwriter einen großen Schritt weiter, um zu bestätigen, dass er eher in Cat Stevens‘ als in David Gilmours Fußstapfen getreten ist. Dieses achte Opus sichert ihm ein weiteres Mal den Thron als König des Americana. Wenn er dann noch einen Gang höher schaltet (Strong Enough), lässt die virile Robustheit von Creedence Clearwater Revival nicht mehr lange auf sich warten. Und wenn er dann auch noch zu träumen beginnt (We'll Make It Through), dann wird es ganz schön schwierig – obendrein mit der Harmonika – nicht an Neil Young zu denken. Mit seinen 46 Lenzen und einer mehr als zwei Jahrzehnte langen Karriere besitzt Ray LaMontagne nun glücklicherweise einen für ihn ganz typischen Sound. Seine Stimme ist zwar recht ausgeprägt, das hindert ihn aber nie daran, aus dem Schatten seiner geistigen Väter zu treten. Und zwar dermaßen, dass diese von allem Überflüssigen befreite 2020er Ausgabe möglicherweise jene ist, die am besten zu ihm passt. © Marc Zisman/Qobuz