Der Komponist Stephen Sondheim tüftelt wie ein Goldschmied an tiefgründiger, dramatischer, emotionsgeladener Musik, die man sonst aus bestimmten Opern und klassischen Operetten kennt, und jetzt sprengt er auch die Grenzen des Musicals. Man täte Unrecht daran, ihn bloß als Texter der West Side Story zu bezeichnen, denn er setzt sich mit den universell herrschenden, menschlichen Gefühlen auseinander, und zwar in Form von teilweise ganz unglaublichen Gestalten: dabei kann es sich um einen kannibalischen Barbier handeln, einen Präsidentenmörder oder auch um eine Hexe aus einem Märchen… Cyrille Aimée, die brillante, in New Orleans niedergelassene franko-dominikanische Sängerin aus Brooklyn war von diesem einzigartigen Repertoire dermaßen beeindruckt, dass sie ihm ein ganzes Album gewidmet hat. „Ich bekomme Gänsehaut, wenn ich bloß daran denke. Während ich an diesem Album arbeitete, änderte sich so einiges in meinem Leben. Je öfter ich seine Lieder hörte, desto klarer wurde mir, wie sehr sie mit dem zu tun hatten, was ich gerade erlebte. Und in diesen schwierigen Zeiten haben mir seine Lieder über die Runden geholfen“! Ihre Interpretationen lassen erkennen, wie sehr sie der Kunst Sondheims verbunden ist. Begleitet wird Cyrille Aymée von einer ganzen Riege wahrhafter Virtuosen, wie etwa dem Pianisten Thomas Enhco und dem Gitarristen Adrien Moignard. Jede Melodie, jedes Wort eignet sie sich an und verkleidet sie mit ihrer magischen, mal sanften, mal prickelnden, aber allzeit hypnotischen Stimme. An sich schon köstliche Lieder rückt sie zusätzlich in ein ganz neues, und letztendlich recht persönliches Licht und verschafft ihnen damit einen festen Platz in der heutigen Zeit. © Marc Zisman/Qobuz