Fanstactic Negrito ist nicht nur ein engagierter Musiker. Er ist auch das wunderbarste Ebenbild eines geschichtsträchtigen Blues, der die Leiden eines Volkes mit umwerfenden Worten zum Ausdruck bringt. Xavier Dphrepaulezz wuchs in Oakland, von arabischem Gesang und von Funk umgeben, in einer orthodox muslimischen Familie mit einem Vater somalisch-karibischer Abstammung und einer südamerikanischen Mutter auf und wurde so in den achtziger Jahren zum Zeugen eines richtigen Kulturschocks. Bevor er zu Fantastic Negrito wurde, musste er drei bedeutende Ereignisse erleben - drei schwere, aber notwendige Geburten. Bei der Ersten tauchte er in die Welt der Musik ein, als er seine ersten Kompositionen schrieb und seinen hybriden Stil mit Funk, Soul, R&B und Rock entwickelte. Die Zweite erfolgte nach einem vierwöchigen Koma aufgrund eines Autounfalls im Jahre 2000, wonach er viel Zeit brauchte, um seine Hand wieder einsatzfähig zu machen. Die dritte Geburt war dann die seines Sohnes, die der Anlass dazu war, Dphrepaulezz auf Fantastic Negrito umzutaufen und sich in ein von Blues und Lebenslust durchtränktes Wesen zu verwandeln. Please Don’t Be Dead überrascht also nicht besonders - abgesehen davon, dass dieses Album das wahre Gesicht des Sängers zeigt. Ein engagierter, manchmal von Gospel- oder Soulklängen durchsetzter Blues-Rock hat das Sagen. Fantastic Negrito hat so Einiges hinter sich gebracht - kein Grund also, sich als braver Junge zu zeigen. In Plastic Hamburgers denunziert er mit Riffs, die von Led Zeppelin sein könnten, die Folgen des Drogenkonsums in seinem Land, der allzu viele Leben vermasselt: American pills will wreck and kill. Dieses nach Niedergang und Elend riechende Amerika möchte er schlachten, um es neu auferstehen zu lassen. Inmitten all dieser Schicksale ist eine hoffnungsspendende Botschaft herauszuhören: der Wunsch, sich von seit allzu langer Zeit herrschenden Ängsten zu befreien. Fantastic Negrito vergisst nicht, wie wichtig seine Herkunft ist und fügt Gesänge aus Afrika ein, wenn er in A Boy Named Andrew hineinschlüpft und im Hintergrund rasselnde Ketten erklingen lässt. Alles hier ist ein herrlicher Eintopf verschiedener Klänge und geschichtlicher Ereignisse. Eine aus dem Megafon erschallende Stimme mit alter Bluesmusik, wie man es von Robert Johnson kennt: Das ist also das Werkzeug, mit dem er eine von Ungerechtigkeiten geplagte Gesellschaft voller Transgender Biscuits, wie er sie nennt, beschreibt. Deshalb ruft er ganz laut und deutlich: All the people with love in your heart, get unified, get organized (change, change, change). © Clara Bismuth/Qobuz