Die Verpackung des neuen Mogwai-Albums macht schon ein bisschen Angst, vom plakativen Namen ganz zu schweigen. Bereits auf ihrem letzten Werk "Les Revenants", dem Soundtrack zur gleichnamigen französischen TV-Serie, verzichteten die schottischen Post-Rocker nahezu komplett auf flächendeckende Gitarrenwände.
Hört das ehemalige Sound-Herz der Insulaner nun komplett auf zu schlagen? Ein an die Bettwäsche von Dr. Motte erinnerndes Coverartwork sowie der Titel "Rave Tapes" sorgen bei Freunden organischer Klänge jedenfalls erst einmal für zittrige Hände.
Doch alles halb so wild. Zwar entschwinden die Herren Burns, Braithwaite und Co. hin und wieder in elektronische Sphären fernab des klassischen Rock-Handwerks. Doch das zeigt nur eine Seite eines ansonsten wieder einmal fulminanten Klangpakets voller Aufs und Abs.
Synthetischen Wellen, die sich um einiges verschrobener als bisher aus den Boxen zwängen, stehen gewohnt markante Treibsand-Drums und teils tief verzerrte Bass- und Gitarren-Themen gegenüber, die trotz der durchaus kompakten Regler- und Effekt-Offensive zu jeder Zeit die Oberhand behalten ("Simon Ferocious", "Remurdered").
Auch anno 2014 setzen Mogwai wieder einmal Maßstäbe, wenn es um die Verbindung von skurrilen Sound-Verknüpfungen und bezirzenden Harmonieflächen geht. Mit musikalischen High End-Wegbegleitern für allabendliche Feierabend-Stunden ("Hexon Bogon", "Repelish") und komplexen Sudoku-Einschüben ("Master Card") spielt die Band bereits zur Mitte des Albums hin spielend leicht alle Trümpfe aus.
Wer allerdings jetzt schon irgendwo zwischen dem schottischen Hochmoor und der Milchstraße Abschied nimmt und sich mit geschlossenen Augen, nur noch vor sich hindämmernd, treiben lässt, der verpasst mit den drei finalen Melancholie-Paukenschlägen "Blues Hour", "No Medicine For Regret" und "The Lord Is Out Of Control" das vielleicht üppigste Post-Rock-Menü der jüngeren Vergangenheit.
Wieder einmal packen die Schotten kräftiger zu als alle anderen und legen die Latte im Genre des schwerelosen Bombasts in schwindelerregender Höhe an. Wer hier rüber will, muss sich ganz schön strecken.
© Laut