Der deutsche Label !K7, dem auch die berühmte Kompilationsserie DJ Kicks zu verdanken ist, hatte Niklas Paschburg entdeckt, als er sich 2018 für Oceanic, sein erstes Album, die notwendige Inspiration an den Ufern der Nordsee geholt hatte. Dieses Mal hatte er sich auf die norwegische Insel Spitzbergen zurückgezogen, wo im Svalbard Global Seed Vault, dem Weltweiten Saatgut-Tresor, zum Schutz der Artenvielfalt alle existierenden Saatkörner aufbewahrt werden. Zwar hat Niklas Paschburg sich in der neoklassischen Szene bereits gut eingerichtet („Ich finde die Musik von Nils Frahm wunderbar und bin ihm dafür dankbar und jene von Max Richter hat mir den Weg gezeigt, ich versuche aber, mich auf meine eigenen Füße zu stellen“, sagte er diesbezüglich), trotzdem scheint er eher zu dieser „Szene“ von Globetrotter-Musikern zu zählen, die sich auf den Weg machen, um zum Beispiel Samples von grönländischen Eisbergen aufzunehmen, wie Molécule es gemacht haben, oder wie Soundwalk Collective, die zwei Monate lang auf einem Segelboot im Schwarzen Meer komponiert haben.
Paschburg spielt Klavier seit seinem fünften Lebensjahr, erhielt später eine klassische Ausbildung sowie Jazz-Unterricht und liefert nun zwangsweise ein Album mit eiskalter Atmosphäre, das jedoch in erster Linie lichtdurchflutet ist, wie etwa im Opener If mit dieser himmlischen Klavierbegleitung und gedämpften Rimshot-Schlägen, oder mit den Streichern in Cyan, das er in Anlehnung an einen Schneesturm komponiert hat. Fast die ganze Komposition entstand vor Ort, teilweise aber auch unterwegs, wie etwa Duvet, ein persönlicheres Stück mit seinem Gast Andy Barlow von der Trip-Hop-Gruppe Lamb, das er mit ihm zusammen im sommerlichen Brighton komponiert hat. Dabei war eine Biene zu hören, die sich am Mikrofon zu schaffen machte und Paschburg beschloss, sie in den Final Cut miteinzubeziehen. © Smaël Bouaici/Qobuz