Nathaniel Rateliff wird wohl nie den Tag vergessen, an dem er bei Stax, diesem Label, der ihm so viel bedeutet, unterschrieben hat. Denn der aus Denver stammende Musiker war mit seiner Gruppe The Night Sweats oder auch im Alleingang immer schon der leidenschaftliche, perfekte Vertreter dieses aus der feuchtwarmen Atmosphäre der Südstaaten stammenden Souls gewesen, wie er bei der legendären Plattenfirma in Memphis am Ende der sechziger Jahre gespielt wurde. Nur bei And It’s Still Alright bremst er geradezu den mit seinem Soul einhergehenden kommunikativen Elan, um einen kleinen Umweg über introspektiven Folk zu machen. Dieses Soloalbum – sein erstes nach sieben Jahren – widmete er seinem dahingeschiedenen Freund Richard Swift, mit dem er bei den The Night Sweats Alben zusammengearbeitet hatte, und dabei bringt er Verlust und Hartnäckigkeit besonders intensiv zum Ausdruck. Rateliff leistet mit seinem Klang Beeindruckendes, da er mit den Nuancen spielt und es vor allem vermeidet, daraus ein bedrückendes Opus zu machen.
„Ich glaube, dass ich in der Dunkelheit immer einen Hoffnungsschimmer erblicken kann, und den möchte ich versuchen, mitzuteilen… Ich versuche stets, von einem möglichst ehrlichen Standpunkt ausgehend zu komponieren, auch wenn mich das verletzbarer macht. Wenn ich über mich schreibe, ist es letzten Endes so, als wäre ich jemand anders. Ich denke, dass uns dieses Album daran erinnern kann, dass wir alle herausgefordert werden, dass es am Ende aber immer eine Lösung gibt. Ich lebe weiterhin und ich finde weiterhin Freude am Leben. Das ist das Thema dieses Albums.“ Die Einspielung wurde erst recht zu einem sehr bewegenden Erlebnis, weil Nathaniel Rateliff erneut nach Cottage Grove im US-Bundesstaat Oregon in Richard Swifts Studio, National Freedom, kam wie auch die beiden Koproduzenten Patrick Meese (Schlagzeuger bei The Night Sweats) und James Barone (Schlagzeuger bei Beach House). Auch Tom Hagerman (Violinist bei DeVotchKa), Luke Mossman (Gitarrist bei The Night Sweats), Elijah Thomson (Bassist bei Everest), Daniel Creamer (Keyboarder bei Texas Gentlemen) und Eric Swanson (Pedalsteel-Gitarrist bei Israel Nash) waren am Projekt beteiligt, und so wirft And It’s Still Alright Licht auf einen begabten Soulmusiker ganz besonderer Art, der möglicherweise einige seiner Fans vor den Kopf stoßen wird. © Clotilde Maréchal/Qobuz