Vertrackt, verschroben, mit endlosen Details versehen: Vier Jahre nach dem Meisterwerk "Sound Awake" drehen die fünf australischen Prog-Metalisten auf ihrem neuen Album "Asymmetry" wieder am Regler mit der Aufschrift 'Frickeln'. Zwei Jahre lang tüftelte das Quintett nahezu ununterbrochen an Songideen, ehe Karnivool Anfang 2013 an die Pforten des Produzentenschwergewichts Nick DiDia (Rage Against The Machine, Mastodon) klopften. Herausgekommen ist ein vierzehn Songs umfassendes Alternative-Prog-Metal-Rock-Spektakel, das seinem Vorgänger in nichts nachsteht.
Abermals einer unbändigen Spielfreude verfallen, schichten die Mannen aus Down Under auf Songs wie "Aum", "Nachash" oder "A.M. War" tonnenweise Erinnerungen an Tool übereinander und garnieren diese mit diversen Einschüben aus nahezu jedem verfügbaren Handmade-Subgenre.
So klatschen Freunde melodischer Avantgarde-Klänge genauso begeistert in die Hände ("We Are") wie Liebhaber düsterer Stoner-Hardcore-Sounds ("The Refusal"). Die versierten Basics im Verbund mit der Energie von Sänger Ian Kenny, der es wie kaum ein anderer Kollege vermag, ohne Identitätsverlust auf mehreren Hochzeiten zu tanzen, entwickeln eine Eigendynamik, die den Hörer immer mehr fasziniert.
Der beeindruckende Wechsel zwischen verspielten Clean-Passagen und crunchigen Explosionen ("Aeons", "Eidolon", "Sky Machine", "Alpha Omega") sorgt für endlos Überraschungsmomente. Besonders die oftmals an vorderster Front ausgetragenen Rhythmusduelle zwischen Drummer Steve Judd und Bassist Jon Stockman sollten Groove-Fetischisten mit den Ohren schlackern lassen.
Selbst eine vierminütige Auszeit der Rhythmusfraktion ("Float") sorgt für keinerlei Risse im Gefüge. Ganz im Gegenteil: Ebenso wie die eingeschobenen instrumentalen Interludes fügt sich auch Ian Kennys Alleingang ohne Probleme ins Gesamtbild.
In Sachen Inhalt formuliert es der Fronter so: "Unsere Musik ist eine dauerhafte Introspektion. Jeder denkende Mensch sieht, dass es nicht nur Regenbögen und Sterne gibt, sondern dass uns auch Dunkles umgibt. Leben ist leidvoll".
Und so drehen sich dunkle Visionen und Hoffnungsschimmer im Kreise, während die Band den bis dato komplexesten und facettenreichsten Soundtrack ihrer Karriere abliefert. Auf den Spuren von Tool und Mastodon basteln Karnivool anno 2013 fleißig an ihrem eigenen Denkmal - ein organisches Prog-Meisterwerk, an dem sich zukünftig viele Genre-Kollegen messen lassen müssen.
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