Es war zu Beginn der Nullerjahre, als Downtempo-Tracks und Acid Jazz in Mode waren, die dann von House unter dem Markennamen French Touch verdrängt wurden. Sie weichen der aufkommenden Lounge-Musik und ihren Tempi mit 90 BPM in den heißbegehrten Clubs. Mezzanine de l‘Alcazar im Pariser Saint-Germain-des-Près, Buddha Bar oder Hôtel Costes - sie alle veröffentlichen Kompilationen jeweils unter ihrem eigenen Namen. Obwohl diese Gattung eindeutig nicht als musikalische Revolution anzusehen ist, profitieren die Radioprogrammgestalter von ihr, um damit ihre Playlists zu variieren. Lounge verbreitet sich somit in den Pariser Bars und Restaurants (und wird dann bald durch Deep-House ersetzt).
In diesem Zusammenhang ist der an Jean-Michel Jarre erteilte Auftrag zu sehen, den dieser vom Leiter des Nachtclubs VIP Room Jean Rouch erhalten hatte, nämlich ein Lounge-Musik-Album in einer limitierten Auflage von nur 2000 Exemplaren herauszubringen. Es gehört zu den unzähligen Neuauflagen, welche das Label des französischen Stars im Jahre 2018 auf den Markt bringt. Jarre zeigt bei dieser Stilübung etwa vierzig Minuten lang, wie gut er die Regeln des Genres beherrscht – was ihm mit anderen nicht immer gelungen war – und er bietet eher gefühlsbetonte Tracks (der Titel beweist es wie auch das Cover, das die verpixelten Schamhaare seiner damaligen Verlobten, Isabelle Adjani, zeigt). Geometry of Love pt 1 stellt dabei den Höhepunkt dar, aber es gibt auch mystische Stimmung (mit dem Minimoog in Soul Intrusion), und manchmal grenzt es sogar an Ambient (Skin Paradox). Die Platte zählt zwar in Jarres Diskografie nicht wirklich zu den herausragenden, sie wird aber sicher seine heißesten Fans interessieren. Außerdem ist ihr hoch anzurechnen, dass sie repräsentativ für eine bestimmte Epoche ist. © Smaël Bouaici/Qobuz