Mit einem Live-Album steigt Gerald Clayton bei Blue Note ein, und das mit einem im Village Vanguard – der Carnegie Hall of Jazz – gemachten Mitschnitt. Der Pianist, der nach einem zehnjährigen Aufenthalt in New York seit 2017 wieder in Los Angeles lebt (da, wo er aufgewachsen war), ist ausschließlich von langjährigen Freunden umgeben: Logan Richardson am Altsaxofon, Walter Smith III am Tenorsaxofon, Joe Sanders am Bass und Marcus Gilmore am Schlagzeug. Zusätzlich zu diesen dank Blue Note und Village Vanguard legendär gewordenen Namen („Dieser Ort ist für die Musik mehr als außergewöhnlich und hat einen wahren Kultstatus! Man kann an seinem eigenen Leib spüren, was sich in diesem Raum abgespielt hat.“) präsentiert Clayton zwei Neuinterpretationen von zwei nicht weniger legendären Musikern (Bud Powells Celia und Duke Ellingtons Take the Coltrane) sowie einen Klassiker mit Goldstandard (eine mehr als elfminütige Version von Body and Soul, in dem sein lockeres Spiel voll sepiagetöntem Swing einen der Höhepunkte des Albums darstellt). Haben wir erst einmal vor Augen, welche Figuren sich in diesem Rahmen bewegen, dann brauchen wir uns nur noch hinzusetzen und den Geschichten lauschen, die uns dieses Quintett erzählt.
Da ihr gegenseitiges Verständnis und die Kommunikation untereinander so intensiv sind, entwickelt sich auch eine uns angenehm überraschende, in allen Farben explodierende Virtuosität, die Claytons Philosophie durchaus entspricht. „Für mich ist dieses Live-Album der ehrlichste Beweis für das, was wir das ganze Jahr lang machen. Ich nannte es Happening, um die Tatsache zu betonen, dass diese Musik lebt, dass wir alle Tage unheimlich viele Dinge tun und dass die Konzerte im Village Vanguard das Höchste der Gefühle überhaupt sind“. Seien es nun aktueller Hard Bop, neu aufgelegter Vintage Swing oder destrukturierte Konstrukte (A Light), Gerald Clayton hat jedenfalls das technische, und vor allem kreative Know-how, um sich auf alle möglichen Terrains zu wagen. Als ehemaliger Schüler von Kenny Barron genoss er seine musikalische Erziehung an der Seite von Roy Hargrove, Diana Krall und Charles Lloyd. Es ist also nicht verwunderlich, dass er von Anfang bis Ende dieser Platte großen Eindruck macht. Nicht zuletzt auch dadurch, dass er es versteht, Tradition und Moderne miteinander zu kombinieren und damit wird er zu einem der erfindungsreichsten Musiker seiner Generation. © Marc Zisman/Qobuz