Mit jedem neuen Album beweist Obaro Ejimiwe alias Ghostpoet erneut, wie einzigartig er in einem Niemandsland ist, in dem es nach Tricky und Radiohead klingt. Es sind eher mit Rock als mit Elektro liebäugelnde Außenseiterplatten, auf denen er sich mehr zum Sprechgesang hin als zu üblichen Songs entwickelt hat. Drei Jahre nach dem mit Gitarren etwas geizig umgehenden, kaleidoskopischen Dark Days + Canapés setzt der zweimal für den Mercury Prize nominierte Brite seine bedrückend gewürzten dunklen Experimente mit I Grow Tired But Dare Not Fall fort. Dieses fünfte Album ergründet das universell verbreitete Unbehagen genauso wie die uns bevorstehenden unsicheren Post-Brexit-Zeiten. Jetzt, wo doch die ganze Welt mit Ausgangssperren zu kämpfen hat, stehen diese Themen erst recht im Mittelpunkt. Mehr noch als sonst singt Ghostpoet wie ein dahin wankender Schlafwandelnder. Und wir folgen ihm auf dieser faszinierenden elektrischen und/oder elektronischen Wolke. Diese Mischung aus Trip-Hop 2.0 und gespenstischem Indie Rock ist zwar nicht der ideale Soundtrack, der den Hausfrieden sichert, aber sein düsterer Charakter hat etwas Anziehendes und zugleich Verwirrendes. Und da Ghostpoet immer darauf bedacht ist, zu seiner Party auch andere stirnrunzelnde Undergroundtüftler einzuladen, um den Weltuntergang zu feiern, so finden wir hier an seiner Seite Art School Girlfriend, Delilah Holiday (von Skinny Girl Diet, die genauso wie Baxter Dury und Etienne de Crécy Mitglied von B.E.D ist), SaraSara und Katie Dove Dixon. © Marc Zisman/Qobuz