Dave Longstreth kann seit dem Jahr 2002 stolz auf eine exemplarische Karriere zurückblicken, da er insbesondere mit Björk, Kanye West, Rihanna und Solange zusammengearbeitet hat. Mit dem achten Album seiner Gruppe ist das Talent des Masterminds der Dirty Projectors nicht zu überhören. Lamp Lit Prose erscheint ein Jahr nach Dirty Projectors und stellt für die Dirty Projectors eine Wende dar. Die im Ivo Shandor Studio in Los Angeles eingespielte Platte ist sicher die zugkräftigste, verspielteste und durchstrukturierteste des Quintetts. Musikalisch gesehen macht sich bei Longstreth ein nun lebensbejahender Optimismus breit. Die Themen kreisen vor allem um Liebe und Frauen im Allgemeinen, insbesondere beim Pop-Song Break-Thru, der sicher in Zusammenhang mit der Trennung von Amber Coffman, der ehemaligen Sängerin der Gruppe zu sehen ist. Lamp Lit Prose verweist auch auf die Kooperationsversuche, ein facettenreicheres Werk zu produzieren. Syd von The Internet war beim Elektropoptitel Right Now beteiligt und Amber Mark sind die eher tropischen Klangfarben in I Feel Energy zu verdanken. Die Dirty Projectors haben aber dennoch nicht vor, an ihrem Image zu kratzen. Ganz im Gegenteil, sie bereichern es mit variierten Klängen, verleihen ihm mehr Würze und bringen Rhythmen zur Geltung, die sie bisher nicht auszukundschaften gewagt hatten. Eine Zuversicht, die sich erst nach einer gewissen Zeit einstellt, aber auch im Zusammensein mit so erfahrenen Künstlern wie Empress Of, Robin Pecknold von den Fleets Foxes, dem Ex-Mitglied von Vampir Weekend, Rostam, und Dear Nora. Da wird fleißig zwischen Elektroeinflüssen, kitschigem Britpop und Soulelementen jongliert. In (I Wanna) Feel It All gibt es massenhaft Keyboardeinsätze, ein etwas jazziges Saxsolo und Klangteppiche mit melodischen Flöten zu hören. Und so taucht vor uns eine auf diesem Album ganz unerwartete Landschaft aus den sechziger Jahren auf. © Anna Coluthe/Qobuz