Martinůs Sinfonien und einige seiner gewaltigen sinfonischen Gedichte, etwa Les Fresques de Piero della Francesca, sind zwar inzwischen allgemein bekannt (oder sollten es sein), nur wenige kennen jedoch die Orchesterwerke aus seiner frühen Reifezeit, die uns hier auf mehreren CDs vorliegen. Martinů schrieb bereits 1915 oder 1920, in seiner ganz persönlichen Ausdruckweise, erstklassigen Martinů – auch wenn die Orchestrierung manchmal an Josef Suk, Debussy, Strauss oder sogar Die Toteninsel von Rachmaninow erinnert. Übrigens beschwört Martinůs Ballade Villa am Meer (Vol. 3) wie auch das Werk von Rachmaninow ein Bild von Böcklin herauf: zwei sehr ähnliche Gemälde! Es sei angemerkt, dass es sich bei diesem Werk wie auch bei dem sehr beunruhigenden Míjející půlnoc („Mitternacht schwindet“, Vol. 3), einer fantastischen orchestralen Meisterleistung, um diskografische Premieren handelt (das gibt es bei Martinů tatsächlich noch!). Der Schatten (Vol. 2), ein Ballett aus dem Jahr 1916, spielt zuweilen mit barocken Idiomen – Martino schöpfte bekanntlich gerne bei den Alten, aber immer in einer genialen klanglichen Originalität. Diese Werke sind ein absolutes Muss für jeden Liebhaber des Komponisten, der wahrhaftig noch jede Menge Überraschungen für uns bereit hält. © SM/Qobuz