Es handelt sich hier um sehr viele und sehr schöne Stücke von Fernando Sor für diese Besetzung, jedoch keineswegs um Arrangements. Der Komponist, den Fetis als „Beethoven der Gitarre“ beschreibt, war ohne Zweifel eher von Mozart beeinflusst. Sor selbst erklärte in seiner Gitarrenschule, dass er sich wünschte, das Instrument sei ein Miniatur-Orchester und könne die unterschiedlichsten Klänge hervorbringen. In den drei Gruppen von Liedern auf diesem Album sind ganz verschiedene Kompositionsstile zu bewundern, von der Klassik des ausgehenden 18.Jh. bis zu traditionellen spanischen Volkstänzen. Die drei Arien aus Don Giovanni von Mozart veranschaulichen die damalige Praxis von Gitarristen (und auch von Pianisten), die sich Opernarien aneigneten und sie dadurch aus den Opernhäusern in die Salons mitbrachten. Die zwanzig spanischen Lieder, Seguidillas, stammen aus den Jahren 1800 bis 1810. Manche Betrachter führen ins Feld, dass diese Stücke vielleicht nicht von Sor stammen. Solange es jedoch keinen anderen Namen und nicht den geringsten Beweis dafür gibt – stilistisch oder historisch – gehen wir weiterhin davon aus , dass die Stücke von ihm sind. Die fünf französischen Lieder - die spanische Mezzosopranistin Nerea Berraondo singt mit einem zweifellos gekünstelten spanischen Akzent, um auf diese Weise wiederzugeben, was in den Salons in Madrid zu Beginn des 19.Jh. zu hören war! – entführen uns in eine ganz andere Welt. O vous, que Mars rend invincible stammt aus der komischen Oper Soliman II des italienisch-russischen Komponisten Catterino Cavos. Mon dernier mot, nach Pierre-Ange de Boismartin, träumt von Reichtum und Ruhm. Der ungewöhnliche Appel des Nègres aux Français ist ein engagiertes Gedicht des Dichters Louis Mialle gegen die Sklaverei. Zum Abschluss beschwören einige spanische patriotische Lieder wie etwa ¿Adónde vas, Fernando incauto? die Invasion Napoleons in Spanien und das tragische Schicksal der ins Exil getriebenen Bevölkerung herauf. Nerea Berraondo hat bereits auf zahlreichen europäischen Bühnen in Begleitung von Dirigenten wie Rafael Frühbeck aus Burgos oder Maximiano Valdés auf sich aufmerksam gemacht. Sie ist auch im Bereich des Barock und älterer Musik spezialisiert. Die deutsche Gitarristin Eva Beneke hat in Berlin studiert, bevor sie an der Universität von Südkalifornien, wo sie sich bei Pepe Romero vervollkommnet hat, einen Doktorgrad erhielt.