Von den 200 geistlichen und 15 weltlichen Kantaten von Bach sind nur zwei für Solo-Bass geschrieben: die berühmte BWV 82 Ich habe genug von 1727, die übrigens im Lauf der Jahre für verschiedene Vokalsolisten umgeschrieben wurde, und Ich will den Kreuzstab gerne tragen, BWV 56 von 1726. Wenn man verhindern möchte, dass eine neue Aufnahme dieser beiden Kantaten hinsichtlich ihres Programms den Dutzenden von Aufzeichnungen ähnelt, die in den letzten 60 Jahren erschienen sind (von Hans Hotter, Dietrich Fischer-Dieskau, Gérard Souzay, Gerhard Hüsch, Hermann Prey, John Shirley-Quirk, Bernard Kruysen, Philippe Huttenlocher, Max von Egmond, Siegfried Lorenz, Siegmund Nimsgern, Matthias Goerne, Thomas Quasthoff…) - auch wenn diese neue Fassung von Christian Senn gesungen wird - so muss man dafür sorgen, dass sie sich durch eine gewisse Originalität auszeichnet. Denn zusätzlich zu den erwähnten „Hits“ ist hier die selten aufgeführte Kantate BWV 158 Der Friede sei mit dir zu hören, deren genaues Entstehungsdatum nicht bekannt ist – vielleicht schon 1715 in Weimar, vielleicht erst um 1730 in Leipzig. Dieses Werk ist ohne jeden Zweifel die überarbeitete Version einer älteren, verlorengegangenen Kantate. In bestimmten Quellen wird sie als „Kantate für Bass und Sopran“ bezeichnet, was sich jedoch in Wirklichkeit als Fehler erweist: Die Arie des zweiten Satzes ist zwar mit Aria & Choral überschrieben und der Choral für Sopran komponiert. Dieser sollte aber durch „eine oder mehrere Sopranistinnen aus dem Chor“ und auf keinen Fall durch eine Solistin gesungen werden: Es handelt sich also tatsächlich um eine (unvollendete oder unvollständige) Kantate für Solo-Bass. Das vorliegende Album ist daher eine Art Gesamtaufnahme der drei Bach-Kantaten für diese Solobesetzung. © SM/Qobuz