Es kommt nicht oft vor, dass Qobuz Komponisten aus dem Reich der Mitte in den Vordergrund stellt: hier also Jia Daqun („Da-Tchün“ ausgesprochen ist der Vorname, Jia der Familienname), 1955 geboren, dessen Bedeutung für die zeitgenössische Musik nicht nur in seinem eigenen Land sondern in der klassischen Musikwelt generell erwiesen ist. Sicher, viele seiner Werke sind an die traditionelle chinesische Musik angelehnt, aber schöpfen spanische Komponisten nicht auch aus iberischen Traditionen, und Komponisten allgemein aus ihren persönlichen Wurzeln? In Pole stellt Jia chinesische und westliche Schlaginstrumente zusammen, während er in Songs without Words chinesische mit den sehr andersartigen japanischen Perkussionsinstrumenten verbindet. In Prologue of Drums nimmt er zu den chinesischen Schlaginstrumenten traditionelle chinesische Blasinstrumente hinzu. Zur Erinnerung: Jia Daqun ist Professor für Komposition am Konservatorium von Schanghai – er unterrichtet über 1000 Studenten auf nicht weniger als Doktorandenniveau – und beschränkt sich natürlich nicht nur auf die Produktion von chinesisch oder asiatisch inspirierten oder instrumentierten Werken: er schreibt auch Sinfonien, Kammermusik, Klaviermusik und vieles mehr. Seine Tochter Ran Jia (oder Jia Ran) ist übrigens eine der faszinierendsten Musikerinnen der internationalen Szene junger Pianisten und für ihre bezaubernde Interpretation der Klaviersonaten von Franz Schubert, dem sie zwei Alben gewidmet hat, bereits berühmt – auf dem zweiten, bei RCA, spielt sie auch Werke ihres Vaters. © Marc Trautmann/Qobuz