Der bemerkenswerte türkische Pianist Fazıl Say (geb. 1970) bietet uns hier ein bemerkenswertes Album, das Debussys Erstem Buch der Préludesvon 1910 gewidmet ist und 2016 im Großen Saal des Mozarteums in Salzburg aufgenommen wurde. Diesem stellt er sozusagen Saties sechs Gnossiennes (die ersten drei aus dem Jahr 1890, die letzten drei von 1897) gegenüber, sowie die Werke, die Satie berühmt gemacht haben: die drei unsterblichen Gymnopédies aus dem Jahr 1888. Beim Zuhören dieser Werke ist man fast überrascht, dass Saties Werke Debussys Préludes praktisch um zwei Jahrzehnte vorausgehen. Es ist nicht verwunderlich, dass Satie heute als echter Avantgardist gilt, auch bei den Minimalisten unserer Zeit. Angesichts der Tatsache, dass diese beiden Komponisten in allem völlig gegensätzlich sind, ist es nicht verwunderlich, dass sie ihr Leben lang befreundet waren, besonders wenn wir an Debussys Neigung zur Eifersucht gegenüber seinen Zeitgenossen denken… Dabei kann man auf ein so sanftes und flüchtiges Wesen wie Satie unmöglich eifersüchtig sein. Say breitet diese beiden entgegengesetzten Pole – so weit entgegengesetzt, dass sie fast wieder zusammentreffen – mit unendlicher Zärtlichkeit vor uns aus. © SM/Qobuz