Als Johnny Cash im Alter von 71 das Zeitliche segnete, hinterließ er Tausende unveröffentlichter Gedichte, Schriften und Liedtexte. Sein Sohn John Carter Cash hat die Schatztruhe geöffnet, einige aussortiert und eine Handvoll Künstler, die seinem Vater, dem “Man in Black", mehr oder weniger nahe standen, mit der Vertonung beauftragt. Daher klingen bestimmte Titel viel bestechender als andere. Wie etwa Forever/I Still Miss Someone, das letzte Gedicht von Cash, das Kris Kristofferson zusammen mit dem Gitarristen Willie Nelson vorträgt…Sehr beeindruckend ist auch To June This Morning, ein Brief, den der Meister an die Frau seines Lebens, June Carter Cash, geschrieben hat, und der hier auf recht nüchterne Weise von einem anderen (sowohl auf der Bühne wie auch im Privatleben) echten Paar interpretiert wird: Kacey Musgraves und Ruston Kelly. Dieses Forever Words bietet auch noch andere, eher unerwartete Sequenzen. Mehr als zwanzig Jahre nach seiner ungewöhnlichen Cover-Version von Soundgardens Rusty Cage, das auf dem Album Unchained zu hören ist, singt Chris Cornell You Never Knew My Mind, eine seiner allerletzten Einspielungen vor seinem Selbstmord im Mai 2017. Das macht betroffen.
Alison Krauss, Elvis Costello, Brad Paisley, T. Bone Burnett, Rosanne Cash, John Mellencamp, Jewel, Carlene Carter, das Trio I’m With Her, Robert Glasper oder auch The Jayhawks sind die anderen Mitwirkenden auf dieser Platte. Letzterer ist hoch anzurechnen, nicht ein x-tes Tribute-Album zu sein, sondern eher ein Mittel für die tätigen Musiker, auf sehr lebendige Weise mit diesem bedeutenden Autor des 20. Jahrhunderts zu kommunizieren, dessen Aura weit über die Grenzen der Country-Musik hinausreicht. Vor allem, weil keiner von ihnen auch nur einmal versucht, Johnny Cash zu imitieren oder ein Stück im Stil von Johnny Cash zu präsentieren. Auf Forever Words bleiben alle Beteiligten sich selbst treu und deshalb ist dieses Projekt ein Volltreffer. © Max Dembo/Qobuz