Rebecca Maurer präsentiert uns diese Auswahl an Sonaten von Haydn und zweier seiner Londoner Schüler (oder Epigonen) auf einem prachtvollen Broadwood aus dem Jahr 1816. Das Instrument, beindruckende 2,40 m groß, zwischen Halbflügel und großem Konzertflügel, ist ein typisches „Parlor grand piano“, das den großen Salons führender Aristokraten und Industriebaronen vorbehalten, aber auch für öffentliche Konzertsäle bestimmt war. Die Tatsache ist nicht unerheblich, denn diese englischen Instrumente zeichneten sich durch eine viel größere klangliche Bandbreite aus als Wiener Instrumente aus derselben Zeit, und sei es nur, weil sie für die großen Londoner Konzertsäle konzipiert waren, während es damals in Wien noch kein echtes öffentliches Konzertleben gab – und daher auch keinen Bedarf an so großen Instrumenten. Insofern scheint die große Sonate in Es-Dur, die Haydn 1794, während seiner zweiten England-Reise geschrieben und für die Londoner Bühne konzipiert hatte, ein wichtiger Wegbereiter für Beethoven und dessen pianistischen Größenordnungen zu sein. Was die beiden britischen Komponisten betrifft, so handelt es sich um Christian Ignatius Latrobe und Thomas Haig. Das hier gespielte Fantasie über God Save Francis the Emperor ist das bemerkenswerteste unter ihren Werken. Der Komponist verarbeitet darin den Anfang von Haydns 103. Sinfonie („Mit dem Paukenwirbel“), die österreichische Nationalhymne und die Klänge britischer Dorflieder – eine höchst amüsante Mischung. Sowohl Latrobe als auch Haig würdigen in allen hier vorgestellten Werken den berühmten Haydn, sei es durch die Übernahme thematischen Materials oder indem sie ihm das eine oder andere Stück gewidmet haben. © SM/Qobuz