An den großen und kleinen Fürstenhöfen in Europa im 18. Jahrhundert herrschte zwischen Komponisten harte und unerbittliche Konkurrenz und Mozart war nur einer unter vielen. Das wird an diesem neuen Album der russischen Sopranistin Olga Peretyatko deutlich, das berühmte Mozart-Arien (Die Entführung aus dem Serail, Die Hochzeit des Figaro, Don Giovanni, La clemenza di Tito) neben Arien von Traetta, Martín y Soler oder Paisiello präsentiert, die dabei gar nicht schlecht abschneiden.
Wenn seine Zeitgenossen mit Mozart hart umgegangen sind, so hat die Nachwelt dies so sehr wiedergutgemacht, dass alle guten Komponisten, die zur gleichen Zeit gearbeitet haben, verdrängt wurden. Die drei Auszüge aus der für den Hof Katharinas II. von Russland komponierten Antigone von Tommaso Traetta zeigen, wie sehr die Macht der Leidenschaft alle Komponisten der damaligen Zeit angetrieben hat. Die Melodien voll inniger Liebe und Herzeleid, die aus der neapolitanischen Oper stammen, sind dem jungen Mozart sicher nicht entgangen. Paisiello und Martín y Soler haben zu Lebzeiten glänzende Erfolge erzielt und dabei Die Hochzeit des Figaro, völlig in den Schatten gestellt, die damals fast nur in Prag geschätzt wurde, was Mozart übrigens den Auftrag der tschechischen Hauptstadt für Don Giovanni eingebracht hat.
Erst im Laufe der Zeit wurde Mozarts einzigartiges Genie wahrgenommen. Das vorliegende Album bietet eine interessante Gegenüberstellung, die in Olga Peretyatko eine erstklassige Interpretin findet. Die Sängerin wird vom Sinfonieorchester Basel unter der einfühlsamen Leitung von Ivor Bolton effizient unterstützt. © François Hudry/Qobuz