Im Jahre 1961, kurz bevor er mit seinen berühmten brasilianischen Werken den Jackpot knackte, brachte Stan Getz unter dem Label Verve eines der schönsten Alben seiner beeindruckenden Diskografie heraus: Focus. Eine Platte, die durch und durch überirdisch erscheint und ohne Zweifel eine der überzeugendsten Begegnungen zwischen dem Jazz und Streichinstrumenten darstellt. Die Partituren der Kompositionen und Arrangements stammen aus der Feder von Eddi Sauter. Dieser, ein großer Fan von Bartók übrigens, schrieb keine orchestrierten Lieder, sondern wahre Stücke für Geige, die für seine Zeit ziemlich avant-gardistisch waren und in denen er genug Platz frei machte, damit Getz sich frei ausdrücken konnte. 56 Jahre später versucht sich Sylvain Rifflet, der dieses atypische Meisterwerk mit großer Bewunderung betrachtet, an einer außergewöhnlichen Hommage. So übernimmt der französische Saxofonist nicht die Originaltexte, sondern schreibt seine eigene Partitur und übergibt die Arrangements Fred Pallem. Das zusammen mit dem Schlagzeuger Jeff Ballard und dem Kontrabassisten Simon Tailleu eingespielte ReFocus behält also nur den Geist und die DNA von Focus bei. Wir entdecken hier einen Rifflet, der sich wohler in der Rolle des Solisten fühlt, als dies bisher der Fall war und uns mit Neuem erfreut. Seine Virtuosität gleitet geschmeidig über den vom Ensemble Appassionato von Mathieu Herzog gesponnenen Streicher-Teppich. Und als interessantes Detail bleibt anzumerken, dass auch ReFocus, wie bereits sein Vorgänger, vom Label Verve veröffentlicht wird…© MZ/Qobuz