Als er 1972 Parsifal im Studio aufnahm – drei Jahre nach Pierre Boulez –, standen Sir Georg Solti noch alle stimmlichen Größen der damaligen Zeit zur Verfügung. Nach seiner meisterhaften Einspielung von Ring hat Decca Records alle ehrwürdigen Künstler zusammengerufen: Dietrich Fischer-Dieskau, Hans Hotter, Gottlob Frick, René Kollo, Zoltán Kelemen, Christia Ludwig, Robert Tear und die Blumenmädchen Popp, Te Kanawa, Howells und Knight.
Es war die Ära der legendären Tonaufnahmen des englischen Labels mit einem quasi idealen Gleichgewicht zwischen Sängern und Orchester, einer besonders gelungenen Räumlichkeit sowie - dank der unvergleichlichen Sinnlichkeit der Wiener Philharmoniker - einer berauschenden Klangfülle. Im Studio wird alles zwar weit weg von der Bühne und ihren Risiken durchdacht, berechnet und idealisiert. Das Ergebnis ist jedoch ein absoluter Erfolg. Man weiß nicht, wen man mehr bewundern soll: die unglaubliche, monströse und rasende Kundry der Christa Ludwig oder René Kollos Parsifal voll jugendlicher Zartheit, ganz zu schweigen von Soltis besonders ausgefeilter und glanzvoller Leitung. Eine Referenz, die es dringend (wieder) anzuhören gilt, vor allem im meisterhaften HD-Remastering, das uns der Herausgeber heute bietet. © François Hudry/Qobuz