Hier liegt uns eine prächtige Aufnahme vor, die einen unbekannten Aspekt von Brahms' Genie, nämlich seine geistliche Chormusik, zu Tage bringt. Als Chorleiter in Detmold, Hamburg und Wien hinterließ er eine große Anzahl weltlicher und geistlicher Chorwerke. Das Schicksalslied wurde zu Textauszügen aus Hölderlins berühmtem Briefroman Hyperion komponiert. Es eröffnet dieses großartige Album in einer dem Deutschen Requiem ähnlichen Atmosphäre. Die ersten beiden von Brahms ausgewählten Strophen erinnern an die unbeschwerte und friedliche Welt der antiken Götter, während die dritte mit einer dramatischen Beschreibung des menschlichen Schicksals endet. Dieser Kontrast ist übrigens ein typisches Merkmal der Brahms‘schen Literaturauswahl und bildet in dieser Aufnahme den Rahmen des Programms.
Die Werke auf diesem schönen Album, die von Gijs Leenaars mit Flexibilität und PersÖnlichkeit dirigiert werden, erinnern an das antike Griechenland, das "Leitmotiv" der deutschen Romantik, aber auch an existentielle Ängste wie etwa die unbeantwortete Frage nach Leiden und Tod, die uns von einem allmächtigen Gott auferlegt werden. Das Programm bietet abwechselnd Werke für A cappella-Chor (der ausgezeichnete Berliner Rundfunkchor mit einem außergewöhnlichen Nuancenreichtum) und solche mit Orchesterbegleitung (Deutsches Symphonie-Orchester Berlin). François Hudry/Qobuz