Sébastien d’Hérin und sein Ensemble Les Nouveaux Caractères wollten die meisterhafte Semi-Oper (englisches Genre des Barock, dem französischen Comédie-Ballet ähnlich) The Fairy Queen von 1692 mit der damals üblichen Pracht, Überschwänglichkeit und einem imperialen Ansehen wiedergeben. Denn in dieser Üppigkeit, diesem Reichtum und dieser Großzügigkeit bestand eben Purcells Genie. Unter diesen Umständen kann das Wort Barock tatsächlich seiner ursprünglichen Bedeutung verwendet werden: unregelmäßig, unerwartet. Denn genau dieses Quantum an Überraschungen und Buntheit fordert d’Hérin mit Entschiedenheit ein. Die passenden historischen Instrumente, Streichinstrumente mit Darmsaiten, zwei Cembali, eine Orgel, barocke Oboen, Fagott, zwei Trompeten, Serpent, Zink, Viola da Gamba, Theorbe, Harfe und mehrere Flöten, all diese Instrumente werden wie damals von vielseitigen Musikern gespielt. Verschiedene Schlaginstrumente sind zu hören, in Anlehnung an die damalige Praxis mehr oder weniger improvisiert, denn die Originalpartitur verschweigt in Bezug auf die Instrumentierung viele Details. Außerdem weiß man, dass damals mit denjenigen Instrumentalisten musiziert wurde, die im Moment gerade verfügbar waren. Jedenfalls räumen Les Nouveaux Caractères bei der Wiedergabe dieser Semi-Oper Spontanität, Lebendigkeit und (positiven) Überraschungen, sowohl bei den Instrumentalisten als bei den Sängern einen besonderen Platz ein. Das Theaterstück, das dem Werk in groben Zügen als Thematik zugrunde liegt – der Sommernachtstraum von Shakespeare –, wird auf geniale Weise dargeboten, auch wenn Purcell nicht ein einziges Wort des Textes direkt übernommen hat. © SM/Qobuz