Das Leben von Alessandro Stradella, der im Alter von 42 Jahren auf offener Straße in Genua ermordet wurde, gab immer wieder Anlass zu Spekulationen. Dass der Mörder ein eifersüchtiger Rivale gewesen war und nie gefasst wurde, inspirierte Romanautoren und Opernlibrettisten, die in Stradella den Abenteurer, den Rebellen und natürlich besonders den Don Juan sahen. Und es ist tatsächlich erstaunlich, dass Stradella, der eine Novizin aus einem Konvent in Florenz entführte oder mit der hochwohlgeborenen Verlobten eines Senators durch ganz Italien floh, dennoch eine steile Karriere als Komponist machen konnte.
Man kann sich gut vorstellen, wie Stradellas hektisches Dasein seine Inspiration für mitreißende Frauenfiguren, die seine Werke bevölkern, beflügelt hat. Es wimmelt geradezu von technisch furchteinflößenden Passagen mit zuweilen überschäumend virtuosen, manchmal auch schlichten und ätherischen Gesangslinien, und auch die äußerst ausgeklügelten Rezitative bieten eine theatralische Grundlage, auf der sich die Sängerin allen erdenklichen Finessen im Rahmen ihrer Ausdrucksmöglichkeiten hingeben kann. Von Salome bis Ariadne, von Pelagie bis Susanna – dieses Programm präsentiert die vielfältigen Frauen-Figuren, denen Chantal Santon mit ihrer Kenntnis des Repertoires, ihrem Sinn für Theater und natürlich mit ihren künstlerischen Fähigkeiten den jeweils unverwechselbaren stimmlichen Charakter verleiht. © Alpha Classics