Der Goliath, um den es hier geht – Sie haben es erraten – ist nichts anderes als der Kontrabass, ein Instrument, mit dem es sich weniger leicht reisen lässt als mit einer Blockflöte. Und dennoch hat der Kontrabassist Joseph Kämpfer in den Jahren zwischen 1770 und 1810 genau das getan: Nachdem er aus der österreichisch-ungarischen Kavallerie ausgetreten war, beschloss er, Kontrabass zu lernen (der Klavier- und Geigenmarkt war schon übersättigt). Zum Virtuosen geworden, wanderte er kreuz und quer durch Europa, nahm ab und zu eine Stelle an, gab aber vor allem Konzerte, von Sankt-Petersburg bis Bratislava, von Münster bis Salzburg, in Wien und auch in Paris, wo sein Erscheinen bei den berühmten Concerts spirituels die Zuhörerschaft, die an das Brummen des Kontrabasses nicht gewöhnt war, in Erstaunen versetzte. Sein Repertoire hat bestimmt einige der hier von Grigori Krotenko aufgezeichneten Werke abgedeckt: Konzerte oder Sonaten von Hoffmeister, Vaňhal, Sperger und sogar von Mozart! Denn Mozart hat tatsächlich 1791 eine Arie für Bass, Kontrabass und Orchester mit dem Titel Per questa bella mano geschrieben, bei der es sich keineswegs um eine zweifelhafte Überarbeitung oder Transposition handelt. Anscheinend sind der Bassbariton Franz Xaver Gerl und der Kontrabassist Friedrich Pischelberger – beide haben bei der Uraufführung der Zauberflöte mitgewirkt – auf diese urwüchsige Idee gekommen. Herrliche, wenn auch sehr ungewöhnliche Klänge, die uns wünschen lassen, dass dieser Goliath nie seinem David begegnet. © SM/Qobuz